Geschrieben von Markus Schumacher im Juli 2012

Hier zunächst der Text, wie er in der revidierten Elberfelderübersetzung angegeben ist:

„indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen GOTTES und Heilandes Jesus Christus erwarten.“

Lässt man diese Aussage für sich stehen und beachtet die allgemeinen Regeln des deutschen Satzbaus und der deutschen Grammatik, dann müsste man zu dem Schluss kommen, dass Jesus Christus der große Gott und Heiland ist. Denn normalerweise bezieht sich eine entsprechende Formulierung nur auf eine Person. (unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus)

Diejenigen, welche Jesus Christus als Gott oder als 2.Person der Gottheit anerkennen, sehen verständlicherweise in Titus 2,13 ihre Sichtweise bestätigt.

Zieht man jedoch das Gesamtzeugnis des NT und der Briefe des Paulus heran, muss man feststellen, dass es das NT und damit auch der erwähnte Apostel es geradezu vermeidet, den Herrn Jesus Christus Gott zu nennen. Etwa 200mal erwähnt Paulus GOTT und Christus und unterscheidet stets zwischen den beiden Wesen bzw. Personen. Paulus identifiziert 30mal DEN VATER ausdrücklich mit GOTT, dagegen de Sohn kein einziges Mal. Paulus sagt auch mehrfach, dass DER VATER DER GOTT des Herrn Jesus Christus ist.

„Damit ihr mit einem Munde, DEN GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.“ Römer 15,6

„Gepriesen sei DER GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus, DER VATER der Barmherzigkeit und GOTT allen Trostes.“ 2.Korinther 1,3

„DER GOTT und VATER des Herrn Jesus, DER gepriesen ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge.“ 2.Korinther 11,31

„Gepriesen sei DER GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus. ER hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus.“ Epheser 1,3

„dass DER GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus, DER VATER der Herrlichkeit euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis SEINER selbst.“ Epheser 1,17

„Wir danken DEM GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten.“ Kolosser 1,3

An 2 Stellen sagt Paulus darüber hinaus, ganz klar, dass GOTT EINER ist, und nur aus DEM VATER besteht und fügt keine andere Person hinzu.

„so ist doch für uns nur EINER GOTT, DER VATER, von welchem alle Dinge sind und wir auf IHN hin und einer Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn.“ 1.Korinther 8,6

„EIN GOTT und VATER, DER über allen und durch alle und in allen ist.“ Epheser 4,6

Aus diesen Gründen muss gefragt werden, ob es überhaupt sein kann, dass Paulus Jesus Christus den großen Gott und Heiland genannt hat?

Es gibt nun Übersetzungen von Titus 2,13, aus welchen deutlich hervorgeht, dass DER große GOTT und der Heiland Jesus Christus zwei unterschiedliche Wesen und Personen sind.

„und warten auf die selige Hoffnung und die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen GOTTES und des Heilandes Jesus Christus.“ Züricherübersetzung

„und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen GOTTES und unseres Heilandes Jesus Christus.“ Lutherübersetzung

„indem wir dabei auf unser seliges Hoffnungsgut und das Erscheinen der Herrlichkeit DES großen GOTTES und unseres Retters Christus Jesus warten.“ Mengeübersetzung

Woran liegt es nun, dass die unrevidierte wie auch die revidierte Elberfelderübersetzung davon abweicht und stattdessen übersetzt:

„indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen GOTTES und Heilandes Jesus Christus erwarten.“

Dies hat damit zutun, dass es einen Professor Namens Sharp gegeben hat, der nach Beweisen für das Dogma von der Gottheit Jesu Christi in der griechischen Sprache des NT gesucht hat. Die nach diesem Mann benannte Sharp-Regel besagt, dass wenn zwei Ausdrücke desselben Falles (unseres großen GOTTES/Heilandes Jesus Christus) durch „und“ mit einander verbunden sind, es sich auf ein und dieselbe Sache oder Person bezieht. Für diese Sichtweise konnte Professor Sharp viele Beispiele aus den alten griechischen Schriften anführen, wie es auch bis zum heutigen Tage die können, welche sich auf Titus 2,13 stützen.

Was aber Professor Sharp und diejenigen, welche sich auf die Sharp-Regel verschweigen, ist die Tatsache, dass es von der erwähnten Gesetzmäßigkeit auch einige Ausnahmen gibt. Diese treffen zum Beispiel dann zu, wenn von vorneherein klar ist, dass es einen Unterschied zwischen zwei Sachen oder zwei Personen gibt. Gold und Silber, König und Knecht.

Für die Anwendung der Sharp-Regel auf Titus 2,13 bedeutet dies, dass die Sharp-Regel nicht greift und  DER große GOTT und der Heiland Jesus Christus dennoch zwei unterschiedliche Personen sind, weil schon per Definition klar ist, dass GOTT und Christus (Gesalbter) zwei völlig unterschiedliche Titel sind. GOTT ist kein Gesalbter, weil er nie gesalbt wurde und Christus kann, weil er Gesalbter ist; auf  keinen Fall GOTT sein.

Ein weiterer Einwand gegen die strikte Anwendung der Sharp-Regel besteht darin, dass sich die griechische Sprache auch entwickelt hat und dass Funde aus dem 3 oder 4 Jahrhundert, welche die Sharp-Regel bestätigen, nichts über eine sprachliche Anwendung der Sharp-Regel im 1 oder 2 Jahrhundert aussagen.

Sieht man sich den Urtext genau an, dann steht Wort für Wort in Titus 2,13

„erwartend die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit DES großen GOTTES und HEILANDES unseres Jesu Christi.“

Nach dieser zwar unorthodoxen aber sehr präzisen Übersetzung ist DER VATER DER große GOTT und HEILAND unseres Jesu Christi.

Aber selbst wenn diese Übersetzung nicht zutreffen sollte, bedeutet die Formulierung „unseres großen GOTTES und Heilandes Jesus Christus" zwei Personen und nicht eine Person. Außerdem stehen im griechischen Text selbst ausdrücklich der bestimmte Artikel „DES“ vor  „großen GOTTES“ und das Personalpronomen „unseres“ vor Heilandes Jesus Christus. Somit steht derjenige, welcher die Züricher, die Luther und die Menge Übersetzung anführt, durchaus auf der sicheren Seite.

Fazit: DER VATER ist der große GOTT und der Sohn Jesus Christus ist der Heiland.