Geschrieben von Markus Schumacher im Juli 2012

Römer 9,3-5 „denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg, für meine Brüder, für meine Verwandten nach dem Fleisch, die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der GOTTESdienst und die Verheißungen, deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, GOTT gepriesen in Ewigkeit! Amen!
Revidierte Elberfelder Übersetzung

In der Martin Luther-Übersetzung lautet der letzte Satz:
„aus denen der Christus herkommt, nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.“

Viele Jahrhunderte lang war Römer 9,5 eine der wichtigsten Stellen, mit welchen die Befürworter der Gottheit Jesu ihre Auffassung zu stützen glaubten. Auch der Autor dieser Zeilen war, geprägt durch die obige Übersetzung (Martin Luther), der Ansicht ein gesichertes Fundament für seine Position zu haben. Viele ernste kirchlich oder pietistisch geprägte Gläubige denken ebenso.

Erst viel später, es war ungefähr im Jahre 2004 las ich dann in dem Buch von Anthony Buzzard, dass man Römer 9,5 auf 7 verschiedene Arten übersetzen könne und dass es in den hebräischen und griechischen Urtexten, keine Satzzeichen gegeben hatte. Dies bedeutet, dass sowohl die Satzstellung, als auch die Zeichensetzung von dem Verständnis des jeweiligen Übersetzers abhängt. Auch ist die Stellung der Worte im Text für das Verständnis einer Aussage im frühen Griechisch nicht so wichtig gewesen. Erasmus von Rotterdam lehnte es zum Beispiel ab, den Vers so zu lesen, als besage er, dass Christus Gott sei.

Die Begründung des Erasmus von Rotterdam war, dass es Texte im Neuen Testament gibt, in welchen DER VATER als GOTT gepriesen wird und nicht der Sohn.

„sie, welche die Wahrheit GOTTES in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben, statt DEM SCHÖPFER, DER gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.“ Römer 1,25

„DER GOTT und VATER des Herrn Jesus, DER gepriesen ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge.“ 2.Korinther 11,31

Zu erwähnen ist auch, dass es bei den Juden (und Paulus war Jude) üblich war, eine Aufzählung mit einem Lobpreis GOTTES/JaHuWaHs zu abzuschließen.

Psalm 117: „Denn mächtig über uns ist SEINE Gnade! Die Treue JaHuWaHs waltet ewig! Halleluja! (Gepriesen sei JaH)

Psalm 118,29: „Preist JaHuWaH, denn ER ist gut! Ja SEINE Gnade währt ewig!“

Psalm 135,21: „Gepriesen sei JaHuWaH von Zion aus, DER in Jerusalem wohnt. Halleluja! (Gepriesen sei JaH)“

Psalm 136,26: „Preist den GOTT(EL) des Himmels, denn SEINE Gnade währet ewig.“

Psalm 145,21: „Mein Mund soll das Lob JaHuWaHs aussprechen, und alles Fleisch preise SEINEN heiligen Namen, immer und ewig.“

Psalm 146,10: „JaHuWaH wird regieren in Ewigkeit, dein Gott Zion von Geschlecht zu Geschlecht. Halleluja! (JaH sei gepriesen)“

Psalm 147,20: „So handelte ER an keiner Nation, und die Rechtsbestimmungen, die haben sie nicht gekannt. Halleluja! (JaH sei gepriesen)“

Psalm 148,14: „ER hat erhöht ein Horn seinem Volk, ein Loblied für alle SEINE Frommen, für die Söhne Israels, für das Volk, welches IHM nahe ist. Halleluja! (Gepriesen sei JaH)“

Psalm 149,9 „um das schon aufgeschriebene Gericht an ihnen zu vollziehen! Das ist Ehre für alle SEINE Frommen. Halleluja! (Gepriesen sei JaH)“

Psalm 150,6: „alles was Atem hat, lobe JaH! Halleluja! (Gepriesen sei JaH)“

Es gibt einige deutschsprachige Übersetzungen, welche den Lobpreis in Römer 9,5 klar auf DEN VATER beziehen:

David Stern:
„Sie haben die Erzväter und aus ihnen ging, was seine leibliche Abstammung betrifft, der Messias hervor, der über allen ist. Lob sei ADONAI für immer!“

Züricher Übersetzung:
„denen die Väter angehören und aus denen Christus dem Fleisch nach herstammt. GOTT, DER da über allem ist, sei gepriesen in Ewigkeit!“

Interlinear-Übersetznng:
„deren (Eigentum sind) die Väter und von denen der Christus (stammt) im Blick auf das nach (dem) Fleisch. DER SEIENDE über allem GOTT (sei) gepriesen in Ewigkeit Amen.“

Wort für Wort übersetzt lautet Römer 9,5
deren die Väter und von denen der Christus dem Fleisch nach, der ist über allem GOTT gepriesen in Ewigkeiten Amen

Es wird deutlich, dass die Übersetzung eine Frage der Voraussetzung und der Kommasetzung ist. Daher ist folgende Übersetzung möglich:

„deren die Väter sind  und von denen der Christus dem Fleisch nach ist, der ist über allen! GOTT sei gepriesen in Ewigkeit. Amen!“

Der Satzteil „Der über allem ist!“ kann als Aussage des Paulus verstanden werden, dass von den Segnungen GOTTES, welche ER SEINEM Volk zuteil hat werden lassen, der Christus (der Messias; der Gesalbte) die Größte ist. Daran schließt Paulus  einen Lobpreis GOTTES an, wie er bei den Juden üblich gewesen ist.
Zu bedenken ist auch, dass der Christus aus den Vätern ist nach dem Fleisch. Wie kann er dann als Gott gepriesen worden sein. GOTT ist nie gesalbt worden und kann damit nicht Christus sein. Christus aber ist ohne Salbung gar kein Christus.

Paulus richtet außerdem Lobpreis stets an DEN VATER und nie an den Sohn

„die, welche die Wahrheit GOTTES in die Lüge verwandelt haben und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben, statt DEM SCHÖPFER, DER gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.“ Römer 1,25

„Gepriesen sei DER GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus, DER VATER der Erbarmungen und GOTT allen Trostes,“ 2.Korinther 1,3

„DER GOTT und VATER des Herrn Jesus, DER gepriesen ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge.“ 2.Korinther 11,31

„Gepriesen sei DER GOTT und VATER unseres Herrn Jesus Christus! ER hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus“, Epheser 1,3

Es sollte erwähnt werden, dass Paulus das Wort Theos etwa 500mal gebraucht und es bezieht sich immer auf DEN VATER.

Hinzu kommt, dass Paulus den Christus (Gesalbten) immer von GOTT unterscheidet und zwar 200 mal in seinen Briefen.

Paulus identifiziert DEN EINEN GOTT an zwei Stellen ausdrücklich nur mit DEM VATER und identifiziert dort den einen Herrn ausdrücklich mit Jesus Christus.

„so ist doch für uns nur EIN GOTT, DER VATER aus welchem alle Dinge sind und wir auf IHN hin und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch hin.“ 1.Korinther 8,6

„Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, EIN GOTT und VATER, DER über allen und durch alle und in allen ist.“ Epheser 4,5-6

Paulus bezeugt ebenso, dass GOTT EINER ist und der Mittler auch einer ist, nämlich der Mensch Jesus Christus.

„Denn EINER ist GOTT und einer ist Mittler, zwischen GOTT und Menschen, der Mensch Jesus Christus.“ 1.Timotheus 2,5

Wie steht es mit der Möglichkeit, dass Paulus Christus Gott genannt haben könnte, weil er der perfekte Stellvertreter und Agent DES EINEN GOTTES ist? Theologisch und Gesamtbiblisch gesehen wäre dies möglich, aber es wäre nicht gemäß der Lehre des Apostels Paulus.

Hätte Paulus nämlich in Römer 9,5 sagen wollen, dass Christus Gott ist, so hätte er damit allen Aussagen in seinen Briefen widersprochen und dazu noch eine für die Leser völlig unbekannte Aussage ganz unvermittelt und provozierend in den Raum gestellt. 

Doch Paulus weicht auch in Römer 9,5 nicht von seiner sonstigen Theologie und von dem ihm bekannten Monotheismus ab, der bedeutet: DER EINE GOTT ist DER VATER und sonst niemand.