Geschrieben von Markus Schumacher im August 2012
In Johannes 6 finden sich mehrere Aussagen Jesu, in welchen er davon sprach, vom Himmel gekommen zu sein. Die meisten Christen verbinden mit den Worten „vom Himmel kommen“ sofort den Gedanken, dass sich Jesus, bevor er geboren wurde, in der himmlischen Herrlichkeit befunden und dass er diese verlassen habe, um Mensch zu werden. Die folgende Betrachtung der genannten Verse soll zeigen, dass ein anderes Verständnis nicht nur möglich, sondern im Einklang mit dem AT, den Aussagen Jesu und der Evangelien steht.
„Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein VATER gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot GOTTES ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt.“ Johannes 6,32-33
„Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; und sie sprachen: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen. Wie sagt denn dieser, ich bin vom Himmel herabgekommen.“ Johannes 6,41-42
„Dies aber ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist, wenn jemand von diesem Brot isst, wird er Leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde ist mein Fleisch, dass ich gebe für das Leben der Welt.“ Johannes 6,50-51
„Das ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben, wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“ Johannes 6,58
Wenn man den Bericht aus 2.Mose 16 liest, dann hat GOTT die Israeliten in der Wüste mit Manna versorgt, welches ER vom Himmel hatte herunterregnen lassen. Dies hatte nicht Moses getan. Moses war lediglich der Mittler gewesen, welcher dem Volk die Worte GOTTES übermittelt hatte.
„Siehe ICH will euch Brot vom Himmel herunterregnen lassen.“ 2.Mose 16,4 a
„Und als die Tauschicht aufgestiegen war, da lag auf der Fläche der Wüste etwas Feines, Körniges, fein wie der Reif auf der Erde.“ 2.Mose 16,14
„Und die Kinder Israel aßen das Man 40 Jahre, bis sie an die Grenzen des Landes Kanaan kamen.“ 2.Mose 16,35
Der Herr Jesus bestätigt mit seiner Aussage die Worte des 2. Buches Moses und sagt: „Nicht Moses hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben.“ Während Juden bei Moses und seinem Gesetz stehen blieben, verwies Jesus auf den Urheber des Brotes, sowohl in der Vergangenheit, als GOTT wirkliches Brot aus dem Himmel hatte regnen lassen, als auch für die Gegenwart, die darin bestand, dass Jesus als das Brot von GOTT aus dem Himmel herabgekommen war. „Mein VATER (gibt euch das wahrhaftige Brot)“ ist ein Hinweis auf die innige Beziehung des Sohnes zu DEM VATER. Welch tiefes Vertrauen, welch tiefer Glaube und welch tiefe Liebe zu GOTT kommt darin zum Ausdruck.
Offensichtlich hatte Jesus keine Probleme, eine zunächst buchstäbliche Handlung GOTTES in der Vergangenheit zu benutzen und für die Gegenwart geistlich anzuwenden. Zunächst ging es um physisches Brot, dann ging es um geistliches bzw. lebendiges Brot. Diese Redeweise war keineswegs eine Überforderung der Zuhörer Jesu. Die Juden wussten, dass Worte und Ereignisse tiefere und grundsätzlichere Bedeutungen hatten, oder man kann auch sagen: einen tieferen Sinn haben. Mit den Worten: „MEIN VATER gibt euch das wahrhaftige Brot“ verwies Jesus auf ein Brot, dessen Zweck es sein sollte, als Nahrung für das ewige Leben zu dienen. Was nutzt das Essen aller physischen Nahrung, wenn der geistliche Mensch Hungers stirbt und umkommt. Gegenüber dem Teufel setzte der Herr Jesus die Prioritäten richtig, als er ihm sagte:
„Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, welches aus dem Mund GOTTES ausgeht.“ Matthäus 4,4
Die Realität ist, dass die Menschen die geistliche Speise, welche GOTT gibt, gar nicht aufzunehmen vermögen, weil der innere Mensch so sehr verkümmert und dazu nicht in der Lage ist. Aus diesem Grund hatte GOTT den Menschen Jesus genommen und zur geistlichen Speise gemacht. Jesus war von GOTT geheiligt und in die Welt gesandt worden.
„wie sagt ihr von dem, den DER VATER geheiligt und in die Welt gesandt hat, du lästerst, weil ich sagte, ich bin GOTTES Sohn.“ Johannes 10,36
Die Offenbarung und Einweihung und Erfüllung mit der Wahrheit GOTTES wurde von Jesus als Heiligung und Zubereitung für den Dienst und die Aufgabe Jesu verstanden. Der Herr Jesus war zu dem Zweck in den Himmel hinaufgestiegen, um von GOTT enthüllt zu bekommen, was seine Aufgabe war bzw. worin sein Auftrag bestand und mit geistlicher Kraft ausgerüstet und versehen zu werden. Erst so, erfüllt mit heiligem Geist und innerer Kraft konnte Jesus wieder vom Himmel heruntersteigen und in die Welt gesandt werden.
Der Herr Jesus war somit ein Mensch, der erfüllt war von dem lebendigen Wort SEINES GOTTES und VATERS und der dieses Wort auslebte. So war er die Speise, welche aus dem Himmel herabgekommen war, um durch seinen Tod den Menschen das Leben geben zu können. Denn so würden sie durch das An- und Aufnehmen Jesu im Glauben lebendige Speise erhalten, welche sonst unverdaulich bleiben würde.
Um in den Himmel hinaufsteigen zu können und aus dem Himmel herabsteigen zu können, musste Jesus von GOTT zuvor in einen besonderen geistigen Zustand versetzt werden. Auch der Jünger Johannes war im Geist, als er die Offenbarung empfing und in diesem Zustand den Befehl erhielt in den Himmel heraufzukommen. Im Geist, einem besonderen Zustand der Offenheit für die Offenbarungen und Visionen der unsichtbaren Welt, enthüllte der Engel Johannes die Zukunft. (Offenbarung 4,1-2)
Schon Moses hatte von Angesicht zu Angesicht mit GOTT geredet und GOTT hatte ihm den Inhalt der Thora offenbart. Daher war auch Moses im Himmel gewesen und aus dem Himmel herabgekommen. Geographisch gesehen war Moses auf dem Berg Sinai und in der Stiftshütte gewesen, aber diese Stätten waren Orte der besonderen Offenbarungen GOTTES gewesen. Weil Moses mit GOTT geredet hatte und von IHM Offenbarungen empfangen hatte, musste keiner mehr aus dem Volk Israel in den Himmel hinaufsteigen noch sonst irgendwo hingehen, um Offenbarungen GOTTES zu empfangen. Dieses war den späteren Propheten und vor allem dem großen Propheten, welcher auch Messias genannt werden sollte, vorbehalten. Moses konnte daher das Volk auf den Sachverhalt hinweisen, dass das Volk Israel, das schon im Gebot und Wort GOTTES unterwiesen war, keiner Privatoffenbarung bedurfte.
„Denn dieses Gebot, was ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und ist nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer wird für mich in den Himmel hinaufsteigen und es uns holen und hören lassen, dass wir es tun? Und es ist nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer wird für uns auf die andere Seite des Meeres hinüberfahren, und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun? Sondern, ganz nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen, um es zu tun!“ 5.Mose 30,11-14
Die beiden größten Propheten, die es je gab, waren Moses und Jesus. Wobei der Letztere noch deutlich größer als der Erstere war. Diese besondere Größe des 2.Propheten wurde vorausgesagt und diese Prophetie sollte sich in der Person, welche zugleich auch der erwartete Messias war, erfüllen.
„Einen Propheten wie mich wird dir JaHuWaH, dein GOTT aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören, nach allem was du von JaHuWaH, deinem GOTT, am Horeb erbeten hast, am Tage der Versammlung, indem du sagtest: „Ich möchte die Stimme JaHuWaH meines GOTTES nicht länger hören und dieses große Feuer möchte ich nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe. Da sprach JaHuWaH zu mir: Sie haben recht geredet, mit dem, was sie geredet haben. Einen Propheten wie dich, will ICH ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. ICH will MEINE Worte in seinen Mund legen und er wird zu ihnen alles reden, was ICH ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf MEINE Worte hört, die er in MEINEM Namen reden wird, von dem werde ICH Rechenschaft fordern.“ 5.Mose 18,15-19
Wenn der Nachfolger Moses, Jesus von Nazareth, ein noch größerer Prophet war, dann musste er gleich Moses in den Himmel hinaufsteigen, um mit GOTT von Angesicht zu Angesicht zu reden und von IHM Offenbarungen zu empfangen. Das Johannesevangelium ist Zeuge davon, dass dies geschehen ist.
„Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, als der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.“ Johannes 3,13
Am Ende jenes 3. Kapitels des Johannesevangeliums wird die himmlische Herkunft des von GOTT mit Kraft und heiligem Geist ausgerüsteten Propheten und Messias sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.
„Der von oben kommt, ist über allen, der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her. Der vom Himmel kommt ist über allen und was er gesehen und gehört hat, bezeugt er und sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer sein Zeugnis angenommen hat, der hat besiegelt, dass GOTT wahrhaftig ist. Denn der, den GOTT gesandt hat, redet die Worte GOTTES, denn ER gibt den Geist nicht nach Maß.“ Johannes 3,31-34
Viele Propheten hielten dem Volk die bereits offenbarten und oft schon schriftlich fixierten Wahrheiten vor. Sie riefen das Volk dadurch zur Buße und zur Umkehr auf. Aber es gab auch Propheten, welchen GOTT neue und noch unbekannte Wahrheiten offenbarte, welche die schon bekannten Wahrheiten in ein helleres Licht stellten. Dies war insbesondere bei dem Herrn Jesus der Fall. Er war im Geist in den Himmel hinaufgestiegen, um in der persönlichen tiefen Gemeinschaft mit GOTT durch Sehen und Hören (Visionen) Offenbarungen von GOTT zu empfangen und mit Wort und Geist GOTTES erfüllt zu werden. Der Herr Jesus musste also ganz notwendig vom Himmel kommen, um die von GOTT offenbarte Wahrheit den Menschen zu bezeugen. Das "vom Himmel kommen" steht im direkten und daher auch im zeitlichen Zusammenhang mit Sehen und Hören des Herrn Jesus, welcher zu diesem Zweck in den Himmel hinaufgestiegen war. So konnte Jesus Christus (Gesalbter) auch DEN VATER tiefer und inniger sehen bzw. erkennen und dies den Menschen weitergeben.
„Nicht, dass jemand DEN VATER gesehen hat, außer dem der von GOTT ist, dieser hat DEN VATER gesehen.“ Johannes 6,46
Zurück zu den Aussagen in Johannes 6: Der Messias Jesus war im Himmel, um dort Offenbarungen über seinen Weg und seine Aufgabe als Lamm und als das Brot des Lebens zu empfangen. Jesus wurde dabei zugleich erfüllt mit dem Wort, dem Geist und der tiefen Liebe GOTTES, wodurch er bereit war, den Weg des Leidens und des Gehorsams aus Liebe zur verlorenen Menschheit zu gehen. So wurde er zum lebendigen Brot, welches aus dem Himmel gekommen war. Doch erst durch seinen stellvertretenden und sühnenden Tod wurde Jesus als lebendiges Brot den gläubigen Menschen zugänglich, so dass sie ihn geistlich essen konnten. Die dem Herrn Jesus feindlich gesonnenen Juden aber nahmen Anstoß an der Herkunft Jesu, weil seine Eltern geringe und unbedeutende Leute waren. An anderer Stelle hielten die Juden dem Nikodemus entgegen, dass aus Nazareth kein Prophet aufstehen würde und die Stadt Nazareth konnten die Juden erst recht nicht in Verbindung mit dem Messias bringen. Josef und Maria waren 2 unter vielen heruntergekommenen und verarmten Nachkommen Davids, warum sollte, so dachten die Jesus gegenüber feindlich eingestellten Juden, ausgerechnet ihr Sohn vom Himmel gekommen sein. Es gab nach ihrer Ansicht durchaus besser geeignete Leute dafür.
Fazit: Johannes 6 ist kein Beweis für die Präexistenz Jesu, wohl aber ein Beweis für die Wahrheit, dass der Herr Jesus Christus aufgrund seiner tiefen Liebe durch seinen Gehorsam, seinen Tod und sein vollkommenes Opfer zur lebensnotwendigen geistlichen Nahrung für die Welt geworden ist. Der Herr Jesus war der erste Mensch überhaupt, dem diese Wahrheit offenbart und kund wurde, und er war seitdem in tiefer Liebe zu GOTT und zu den Menschen von diesem Auftrag und von dieser Mission erfüllt. Daher war er das Brot des Lebens aus dem Himmel.