Liebe Geschwister (Feb. 2015), 

heute möchte ich Euch von einem erstaunlichen und sehr erfreulichen Ereignis berichten: Im "Kirchenbote St. Gallen" (Auflage: 71.000 Expl.) erschien in der Februar-Ausgabe ein m.E. hervorragend geschriebener Artikel zum Dogma der Trinität von Pfr. Dr. theol. Till Mohr. Dies war eine Reaktion auf einen Artikel in der Januar-Ausgabe desselben Blattes unter dem Titel: War Jesus (k)ein Monotheist? Darin versucht Frank Jehle die Trinität zu begründen mit Joh 10,30: "Ich und der Vater sind eins" und mit 2.Kor 3,17: "Der Herr aber, das ist der Geist".

Beide Aufsätze sind online verfügbar, der jeweilige Link ist in den genannten Titeln hinterlegt. Ausgelöst wurde das Ganze durch einen kurzen Satz im letzten Leserbrief in der Ausgabe 11/2014: Jesus war klarer Monotheist. In der März-Ausgabe sind nun wiederum 4 Leserbriefe zum Thema abgedruckt worden. Wer alles ausführlich wissen will, kann die entsprechenden Seiten gerne über die Links aufrufen, den so sehr empfehlenswerten Artikel füge ich allerdings dieser eMail direkt unten an. Ich finde es sehr ermutigend, dass ein solcher Beitrag veröffentlicht wurde.

Im Dezember hatte ich von der Idee mit Skype-Konferenzen geschrieben und darf nun davon berichten, dass der bisherige Verlauf sehr erfreulich ist. Inzwischen trifft sich eine Gruppe regelmäßig am Sonntag, morgens um 9:30, und am Mittwoch, abends um 19:30. Zudem ist noch eine Frauen-Gruppe entstanden, die sich jeweils nach Absprache an einem Wochentag um 15:00 trifft. Diese Video-Treffen sind ein bisschen ein Ersatz für die fehlende räumliche Nähe und gleichen den Verlust der Gemeinschaft vor Ort etwas aus. Wir sind Gott von Herzen dankbar dafür und erbitten auch weiterhin seinen Segen und seine Führung. Es gibt auch Stimmen, die das kritisch sehen und andere, die aus persönlichen Gründen nicht daran teilnehmen können oder wollen. Wer sich jedoch noch dazugesellen möchte, kann sich gerne bei mir melden. Mein Skype-Name ist stephangerber12 und falls nötig kann auch eine weitere Gruppe begonnen werden, da es technisch auf max. 10 Teilnehmer begrenzt ist.

Erinnern möchte ich auch wieder an die GOTT ist EINER-Konferenz im Mai in Nidda / Ober-Schmitten. Sich persönlich zu treffen ist doch noch um Klassen besser als per Skype. Solange Gott uns diese Möglichkeiten schenkt, wollen wir sie gerne gebrauchen, um einander zu stärken in dieser Welt im Umbruch. Die Zeichen scheinen wieder einmal auf Sturm zu stehen. Allerdings ist das kein Grund zur Resignation, denn der Herr Jesus hat gesagt: Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht (Lk 21,28). Versteht mich bitte nicht falsch, ich meine nicht, dass er konkret die Dinge gemeint hat, die sich momentan ereignen und ich scheue mich davor, die Prophetie mit der Tageszeitung in der Hand auszulegen. Er sagte in Lk 21,9: Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht! Denn dies muss vorher geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da.

So lasst uns Gott, unseren Vater, im Namen unseres Herrn Jesus Christus anflehen, dass wir sein Wort mit aller Freimütigkeit reden und ER seine Hand ausstreckt, unser Zeugnis von IHM zu bestätigen (angelehnt an Apg 4,29+30).

In Jesu Liebe verbunden grüße ich Euch herzlich

Euer Stephan Gerber

 

 

Hier der Leserbrief:

Persönliche Stellungnahme zu dem Artikel von Frank Jehle «War Jesus (k)ein Monotheist?»

Text: Pfr. Dr. theol. Till Mohr, 1979–2006 Pfarrer in St. Peterzell, jetzt im Ruhestand in Teufen

Frank Jehle versucht in seinem Beitrag im Kibo 1/2015 zu «War Jesus (k)ein Monotheist?» das altkirchliche Trinitätsdogma gegen den Vorwurf der Moslems, das Christentum sei vom Monotheismus zur Vielgötterei abgefallen, zu verteidigen.

Er ist dabei in guter Gesellschaft, denn auch die Reformatoren haben am Trinitätsdogma festgehalten und sogar in Genf den Antitrinitarier Michael Servet auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen, was absolut kein Ruhmesblatt für Calvin und die ihm zustimmenden Reformatoren darstellt.

Jehles Argumentation hat mich nicht überzeugt, gerade wenn man historisch-kritische Argumente gelten lässt und die reformatorischen Grundsätze sola scriptura (allein die Schrift) gegenüber der kirchlichen Tradition und Lehre sowie solus Christus (allein Christus) insbesondere auch gegenüber weltlichen Machthabern, die über unsern Glauben bestimmt haben, anwendet.

Alle Christen sind sich darin einig, dass Jesus der von Gott verheißene Messias (griechisch «Christus» = Gesalbte) war. Für alle Kenner des Alten Testamentes aber, insbesondere die Juden, ist es völlig klar, dass der von Gott durch die Propheten verheißene Messias nicht Gott selbst ist, sondern ein im Auftrag und im Dienste Gottes handelndes Geschöpf. So heißt auch sein Hoheitstitel in Jes 9,6 nicht «Ewigvater», sondern ­genau übersetzt «Mein Vater ist ewig».

Jesus und sein himmlischer Vater

Vor allem hat Jesus selbst, obwohl er Gottes Sohn war, sich ganz klar und von Herzen demütig von Gott unterschieden, so wie der Weinstock vom Weingärtner zu unterscheiden ist (Joh 15,1). Er hat sich nie als Gott bezeichnet. Vielmehr sagte er: «Der Vater ist grösser als ich.» (Joh 14,28) Er, der Sohn, könne nichts von sich aus tun, er sehe denn den Vater etwas tun (Joh 5,19.30). Und dem Vorsteher, der ihn als «guten Meister» ansprach, antwortete Jesus: «Was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott allein.» (Mk 10,17f) Wenn er sagt: «Ich und der Vater sind eins» (Joh 10,30), so besagt dies «Ich und der Vater sind eins in der Gesinnung» (griechisch hen) und nicht «einer und derselbe» (griechisch heis), wie aus dem Vergleich mit der Stelle Joh 17,21 klar hervorgeht. Und hätte Jesus am Kreuz jemals zu Gott im Himmel beten können: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Mk 15,34), wenn er selbst Gott gewesen wäre? – Dann hätte er ja sich selbst verlassen und gleichzeitig zu sich selbst gebetet! Das alles ist unhaltbar! Gott war und ist auch der Gott Jesu Christi, auch des Auferstandenen, der zu Maria Magdalena sprach: «Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, und zu meinem Gott und zu eurem Gott.» (Joh 20,17)

Auch die Urgemeinde war noch weit davon entfernt, aus Jesus Gott zu machen. Paulus z.B. hat unmissverständlich die Unterordnung Christi unter Gott gelehrt, denn Gott sei das Haupt Christi (1. Kor 11,3) und als solches auch «der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus» (2. Kor 1,3; Eph 1,3.17; 1. Petr 1,3 u.a.), wie diese Stellen ohne dogmatische Brille übersetzt werden müssen. Christus ist der, der «von Gott gemacht worden ist» (1. Kor 1,30; vgl. Hebr 3,2) und den Gott von den Toten auferweckt hat (Röm 4,24). Er ist der «Erstgeborene der ganzen Schöpfung» (Kol 1,15) und nach Off. 3,14 «der Anfang der Schöpfung».  Er als der Sohn Gottes ist nicht Gott selber, sondern dient Gott und uns Menschen in alle Zeiten hinein als unser Hoherpriester (Hebr 2,7; 3,1; 4,14 –5,10; 6,20; 7,24–8,6; 9,11–14; 13,11f). Er ist das Lamm Gottes (Joh 1,29; 1. Petr. 1,19), auch nach der Auferstehung vor dem Throne Gottes (Off. 5,1ff und öfter). Auch wenn Christus einst das ganze wiederhergestellte Reich Gottes dem Vater zu Füssen legen wird, wird auch er selbst Gott unterworfen bleiben in alle Ewigkeit (1. Kor 15,28).

Diese Geschöpflichkeit bedeutet für Christus keine Erniedrigung, denn Gott hätte als erstes und herrlichstes Geschöpf nichts Schöneres und Strahlenderes schaffen können als seinen eingeborenen Sohn, sein vollkommenes Ebenbild.

Konzile können irren

Diese auf Gottes Wort beruhende Sicht der Dinge änderte sich erst und entscheidend durch die konstantinische Wende. Da maßte sich ein ungetaufter, nichtchristlicher, theologisch völlig inkompetenter Kaiser, ein Machtmensch und mehrfacher Mörder, der sich als Sonnengott anbeten und in Tempeln vergötzen ließ wie alle römischen Kaiser, 325 n.Chr. in Nicäa an, gegen die Mehrheit der Bischöfe festlegen zu können, was wir Christen zu glauben haben. So wurde aus Christus, dem Sohne Gottes, gutheidnisch ein Gott gemacht und das Weihnachtsfest auf den Tag des Sonnengottes verlegt! – Luther hatte also völlig recht, als er erkannte, dass Konzile irren können und dass Gottes Wort über alle Dogmen und kirchliche Tradition zu stellen sei. Das bestätigte Konstantin selbst, als er angesichts des Erschreckens der Bischöfe über die Entscheidung des Konzils und der dadurch entstandenen ­Tumulte und Kämpfe in der Kirche bald nach 325 n. Chr. die Position wechselte und die im Konzil ­bekämpfte des Arius einnahm, welcher die Geschöpflichkeit Christi verteidigte. Ja, Konstantin ließ sich vor seinem Tod sogar von einem arianischen Bischof taufen!                               

Christus für Juden und Muslime

Ich denke, es ist hohe Zeit, dass wir uns in der Christenheit entscheiden, ob wir auf heidnische, sich mit dem Mantel der Heiligkeit scheinheilig umhüllende Götzendiener oder auf unsern Herrn Jesus Christus hören wollen. Man kann nicht zwei Herren dienen! Es gilt, sich entschlossen von solch fatalen Dogmen wie der Gottheit Christi endgültig zu befreien. Denn wenn man aus einem Geschöpf, auch wenn es das höchste und herrlichste zur Rechten Gottes ist, einen Gott macht, dann ist das eigentlich – Polytheismus und Götzendienst, wie uns Moslems und Juden mit Recht vorwerfen! Denn man kann nicht an zwei oder gar drei göttliche Personen, also selbstständige Wesen, glauben und gleichzeitig behaupten, sie seien nur ein Gott. Das ist ein Widerspruch in sich selbst! Dass wir über diese theologischen Abgründe noch nicht viel mehr erschrocken sind, liegt daran, dass die Kirche seit Konstantins Zeiten immer stärker mit der weltlichen Macht verbunden war und selbst zu einer weltlichen Macht wurde, die alle Andersgläubigen bis aufs Blut verfolgte. So wurden wir über Jahrhunderte hinweg so oft und rasch und gewaltsam theologisch über den Tisch gezogen, dass wir die entstehende Reibungshitze allmählich als Nestwärme empfanden.

Wenn wir aber in der Theologie endlich einmal den Mut hätten, statt auf weltliche Machtmenschen wie Kaiser, die vielfache Mörder, ja Völkermörder waren und sich selbst als Götzen anbeten ließen, wieder auf unsern Herrn Jesus Christus und auf Gottes Wort zu hören, läge auf unseren schrumpfenden Kirchen nicht nur ein viel größerer Segen, sondern wir würden zugleich auch unsern jüdischen und islamischen Mitmenschen eine wichtige Barriere wegräumen, die sie am Glauben an Jesus als den Messias hindert.                

 

Die Wahrheit allein wird uns frei machen. Christus ist die Wahrheit. So sollten wir uns gerade auch im Blick auf das bevorstehende Reformationsjubiläum ganz bewusst wieder Christus und seinem Wort zuwenden. Denn wahre reformierte Kirche können wir nur sein, wenn wir bereit sind, uns permanent zu erneuern (ecclesia reformata semper est reformanda). Und das heißt konkret: an unsern guten Hirten Jesus Christus zu glauben, auf sein Wort wirklich zu hören und ihm in Tat und Wahrheit nachzufolgen. So ist meine Empfehlung für das Reformationsjubiläum, dass wir unsern Leitsatz «Nahe bei Gott, nahe bei den Menschen» erweitern: «Nahe bei Gott, nahe bei den Menschen und Christus in unserer Mitte».