Liebe Geschwister (April 2015), Rundbrief

leider mussten wir die diesjährige Konferenz absagen, da bis zum Anmeldeschluss zu wenige Anmeldungen eingegangen waren. Wir nahmen dies als einen Hinweis aus Gottes Hand an, nachdem wir immer wieder hierin um seine Führung und Weisung gebetet hatten. Wir fanden es zwar sehr schade, waren uns jedoch schnell einig darin. Als Ersatz laden wir nun zu einem kleineren Treffen bei uns Zuhause ein, nur von Freitag Abend bis Sonntag Mittag. Wer daran teilnehmen möchte, kann das gerne noch tun. Die Anfahrt ist somit für einige länger, aber dafür fallen keine Konferenzgebühren an und Platz haben wir genug. Der vorgesehene Ablauf und die Themen sind unter diesem Link abrufbar. Wir freuen uns sehr, dass schon ein paar Geschwister zugesagt haben.
Die regionalen Treffen möchten wir gerne weiterführen, sofern uns unser Vater im Himmel dies auch künftig ermöglicht. Auf IHN und unseren Herrn Jesus Christus wollen wir weiterhin vertrauensvoll blicken. Die Skype-Konferenzen und privaten Zusammenkünfte sind uns sehr wertvolle Geschenke Gottes, wofür wir IHM von ganzem Herzen danken. Zugleich freuen wir uns auch immer wieder zu hören und zu lesen, wie hier und dort Gläubige den Irrtum der Dreieinigkeitslehre entdecken, und die Wahrheit in der Bibel erkennen und bekennen, auch wenn dies nicht selten den Rauswurf aus ihren Gemeinden bedeutet. Niemand kann die Schafe aus der Hand des guten Hirten rauben, er hat sein Leben für sie gelassen.

Davon, dass die Trinitätslehre im Kirchenboten von St. Gallen thematisiert wurde, hatte ich im letzten Rundbrief bereits geschrieben ("War Jesus (k)ein Monotheist?" von Till Mohr). Inzwischen erschienen eine ganze Anzahl weiterer Wortmeldungen, woraufhin Till Mohr nun im April 2015 erneut einen Leserbrief geschrieben hat, welchen ich ebenfalls gerne hier zur Verfügung stelle. Ich möchte damit nicht auf ihn oder andere Schreiber hinweisen - wir sind alle fehlerbehaftet - sondern den meines Erachtens guten Inhalt empfehlen:


Zum Dogma der Trinität
Antwort von Till Mohr auf die offenen Briefe und Leserbriefe (Kibo 3/2015)

Frank Jehle hat völlig recht: Auch bei den heißesten Themen unseres christlichen Glaubens sollen wir sachlich und in gegenseitigem Wohlwollen miteinander reden. Ich möchte nur dazu ermutigen, das Trinitätsdogma auf Grund des in der Bibel bezeugten Wortes Gottes kritisch zu hinterfragen.

Bei den in der Bibel bezeugten Werken und Worten Gottes haben die Theologen ja auch die Freiheit, alles historisch-kritisch in Frage zu stellen, als sekundär, Gemeindebildung und Legende zu bezeichnen. Jeder legt die Bibel so aus, wie es ihm passt. Nur bei den Konzilsbeschlüssen sollen wir alles glauben? Wird dadurch nicht der reformatorische Grundsatz "allein die Schrift" völlig außer Kraft gesetzt?

Ich kann gut verstehen, dass man Konstantin, der sich für die Religionsfreiheit der Christen einsetzte, großartige Kirchen baute und die Kirche mit vielen Privilegien ausstattete, wie einen Heiligen, als 13. Apostel, ja als "Heiland" und "Erlöser" kniefällig verehrte.

Doch der fromme Schein trügt! In Trier ließ er als Verehrer der römischen Götter, insbesondere der Trinität Jupiter-Mars-Quirinus, unzählige Gefangene seiner Raubzüge in der Arena als Fest und Volksbelustigung den Bestien vorwerfen. Glauben wir allen Ernstes, dass sich Gott solch einen Massenmörder und Machtmenschen, der seinen heiligen Namen und das Kreuzzeichen für seine Raub- und Eroberungsfeldzüge missbrauchte, erwählt, um uns den rechten Glauben beizubringen? - Aus reiner Machtgier und Herrschsucht bekämpfte, besiegte und ermordete er seine Mitregenten samt ihren ganzen Familien und Anhängern! Dabei kamen allein in den Kämpfen gegen Licinius, mit dem er erst verbündet war und dem er seine Schwester Konstantia zur Frau gegeben hatte, rund 65.000 Menschen ums Leben! Dazu brachte er sogar seine eigenen Familienangehörigen um, seinen Schwiegervater, Kaiser Maximian, seinen Schwager, Kaiser Licinius, einen weiteren Schwager, und 326 nach dem Konzil (!) seinen ältesten Sohn Crispus und schließlich auch noch seine eigene Frau Fausta!

Konstantin hat sich nach alter Tradition der römischen, heidnischen Kaiser als Pontifex Maximus verstanden, für Christen und Heiden gleichzeitig, um auf beiden Seiten zu hinken. Kann man aber zwei Herren dienen? Christus und dem Fürst dieser Welt? Ist das ein Christ, der sich selbst zum Bischof ernennt und in Glaubensdingen höchste Autorität anmasst, wenn er für sich selbst mitten in der Hauptstadt eine Säule als Sonnengott aufstellt, sich in Tempeln wie ein Gott kniefällig verehren lässt und aus Rücksicht auf seine heidnischen Untertanen nicht einmal den Mut hat, sich taufen zu lassen? - Das vermeintlich leuchtende Vorbild Konstantins hat sich für die ganze Kirchengeschichte bis zum heutigen Tag verheerend ausgewirkt. Immer wieder haben ach so christliche Kaiser, Könige und Päpste andere mit Gewalt unterdrückt, beherrscht und zum Glauben gezwungen, ja verheerende, jahrzehntelange, religiöse Kriege geführt, als wenn man Glaubensfragen mit Krieg, Mord und Totschlag entscheiden könnte und andern den Glauben aufzwingen dürfte!

Aber auch Konzilien sind grundsätzlich nicht der rechte Weg, um Glaubensfragen zu entscheiden. Nicht nur weil sie - wie 325 in Nicäa, wo nur 313 von über Tausend Bischöfen im Osten und nur 5 [!] aus dem Westen eingeladen waren - vom Kaiser beherrscht und gegen die Mehrheit der Bischöfe manipuliert wurden. Die Wahrheit lässt sich überhaupt nicht durch einen Mehrheitsentscheid oder auf Grund der Meinung auch noch so vieler Theologen feststellen. Auf dem Karmel war Elia der einzige wahre Prophet gegenüber 450 bzw. 850 falschen! - Als Ahab in Samaria alle Propheten versammelte, standen 300 Baalspropheten gegen den einzigen wahren Prophet Micha Ben Jimla! – Die große Mehrheit im Hohen Rat hat Jesus als Gotteslästerer zum Tod verurteilt! – Und vor Pilatus entschied sich das Gottesvolk gegen Jesus, den Messias und Sohn Gottes, und für den Mörder Barabbas! -

Und wir? Hinken auch wir auf beiden Seiten? - Wenn wir uns gegen Arius entscheiden, dann entscheiden wir auch gegen Paulus, der nachweislich die Unterordnung (Subordination) Christi unter Gott und damit seine Geschöpflichkeit gelehrt hat, worauf uns schon in den sechziger Jahren Günter Bornkamm in Heidelberg aufmerksam machte. Daher müssten wir auch Paulus als Ketzer verurteilen und seine Schriften schleunigst aus dem Neuen Testament entfernen, samt dem Hebräerbrief, in welchem Christus unter anderem als Hoherpriester bezeugt wird. Ein Hoherpriester aber ist niemals Gott selber und darum Geschöpf. –

Ebenso müssten wir Johannes verurteilen, der im Evangelium (z.B. Joh 14,28) und in der Offenbarung (z.B. Off 3,2.12; 3,14) Christi Unterordnung und Geschöpflichkeit klar verkündet. Wenn Jesus in Joh 10,30 sagt: "Ich und der Vater sind eins", dann bedeutet dies tatsächlich nur, dass er mit dem Vater eins ist in der Gesinnung. Dies erhellt auch Joh 17,21, wo Jesus Gott bittet, dass wir alle eins seien, "wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns eins sein…", durch welches Einssein mit Christus und Gott in der Gesinnung wir natürlich nicht zu Göttern oder gar zu Gott selbst werden.

Jedes Kind eines Vaters und einer Mutter ist nicht eine Seinsweise oder innere Bewegung seiner Eltern, sondern ihnen gegenüber ein selbständiges Wesen mit Seele und Geist, freiem Willen, Erkenntnis- und Entscheidungskraft, das klar von den Eltern unterschieden werden muss und für sich selbst verantwortlich ist. Und Jesus war wahrer Mensch, uns in allem gleich geworden. Darum ist er viel mehr und etwas völlig anderes als nur "die innere Bewegung des göttlichen Lebens", wie Paul Tillich sagt. Christus als Person kann im Himmel von den Engeln in seiner strahlenden Geistleiblichkeit geschaut werden und wurde sogar von Johannes auf Pathmos so geschaut (Off 1,9ff) und von Gott als Lamm vor dem Thron unterschieden.

Ebenso müssten wir die übrigen Evangelien samt der Apostelgeschichte aus dem NT entfernen, weil die Synoptiker (Mt, Mk, Lk) entsprechende Worte Jesu und insbesondere seine Gebete überliefert haben. Wer aber wie Jesus zu Gott betet, ist nicht Gott selber, denn Gott betet sich nicht selber an, sondern Jesus ist wie Engel und Menschen sein Geschöpf.

Wenn wir Arius ablehnen, dann verwerfen wir somit die Propheten, Apostel und Jesus, die Grundlage unserer Kirche! Deshalb muss es nicht nur erlaubt sein, sondern sind wir dazu verpflichtet, in aller Sachlichkeit, Nüchternheit und Ehrlichkeit zu fragen, ob der Glaube an die Trinität dreier Götter, der nicht in der Bibel, wohl aber im alten Ägypten und im Römerreich bezeugt ist, nicht Polytheismus ist. Konstantin hinkte auf beiden Seiten. Mit dem Gedanken der Trinität kam er seinen heidnischen Untertanen entgegen, mit denen er es nicht verderben wollte. Aber er wollte auch dem Monotheismus der Christen gerecht werden. Darum wurde erklärt, dass die drei göttlichen Personen zwar drei, aber doch eigentlich nur ein Gott seien. Natürlich ist das ein klarer Widerspruch in sich selber. Und das bedeutete, dass von nun an alle Theologen und Laien den Verstand, den Gott uns gegeben hat, damit wir ihn brauchen und prüfen, was wahr und falsch ist, opfern mussten. Damit werden allen Lügen und Irrlehren Tür und Tor geöffnet! Aber nicht nur für Theologen, sondern z.B. auch für Naturwissenschaftler ist es unabdingbar, den Verstand zu gebrauchen, sonst würden wir heute noch der kirchlichen Irrlehre glauben, dass die Sonne sich um die Erde dreht…

Kurz: Ich denke, wir sind wohl beraten, wenn wir uns entschlossen von dem falschen Trinitätsdogma befreien, uns nicht mehr von dem vermeintlich christlichen, ja heiligen Gewand jenes Massenmörders und Götzendieners blenden lassen und von Herzen dem zuwenden, der niemanden umgebracht hat, um Alleinherrscher auf der Welt zu werden, sondern als der gute Hirte sein Leben für uns alle dahingegeben hat. Wahre Kirche ist die Herde des guten Hirten Christus. Nur wer wirklich auf seine Stimme hört und ihm in Tat und Wahrheit nachfolgt, gehört zu seiner Herde und wird die Wahrheit erkennen. Nach Nicäa gab es keine Einheit in der Christenheit. Im Gegenteil! Sie zerbrach in Hunderte von sich gegenseitig bekämpfenden Kirchen, Gemeinschaften und Sekten. Wenn wir es aber wieder lernen, erfüllt vom Heiligen Geist auf die Stimme unseres Herrn zu hören, dann wird es wahre Einheit im Glauben geben, "eine Herde und ein Hirt." (Joh 10,16) Und wenn nur zwei oder drei in seinem Namen miteinander darum bitten, wird er mitten unter ihnen sein mit seinem ganzen Segen und Heil.

http://www.kirchenbote-sg.ch/ (Leserbriefe)